Soll ich kündigen? Einen Sommer auf der Alm verbringen? Den Heiratsantrag machen? Drei Monate in ein Meditationszentrum gehen? Oder einfach alles so lassen, wie es ist?
Folgen wir unserem eigenen Weg, stehen wir immer wieder vor wichtigen Entscheidungen. Vor Entscheidungen, von denen wir spüren, dass sie die Kraft haben, unserem Leben eine ganz neue Richtung zu geben. Oft merken wir dabei ziemlich deutlich, wo unser Weg weitergehen will. Wir spüren ein Knarzen, einen Unmut, eine Richtung, die uns unwiderstehlich anzieht. Auf meinem Weg bin ich dieser Richtung immer wieder gefolgt und habe gemerkt: Das sind die Entscheidungen, die ich bis heute nicht bereue. Auch, wenn viele damals zu mir sagten: Tu es lieber nicht! Nimm den sicheren Weg! Wag nicht so viel! Das wird sicher schiefgehen!
Heute weiß ich: Es war richtig, diesem inneren Ziehen zu folgen. Weil ich einfach gewusst habe, dass ich jetzt links statt rechts gehen muss. Dass hier mein Weg weitergeht – auch, wenn es dafür vielleicht keine logische Erklärung gab. Leicht war das nicht immer. Das nicht. Lohnenswert allemal.
Diese fünf Entscheidungen auf meinem Weg habe ich nie bereut:
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Einfach losgegangen zu sein
Ohne Businessplan und Kalkulation. Dafür mit Freude, Begeisterung, einer unbändigen inneren Sehnsucht und dem Gefühl von: Das ist mein Weg. Ohne dass ich genau gewusst hätte, wie dieser Weg aussehen würde. Ohne dass ich jeden Schritt auf ihm geplant hätte – außer dem nächsten. Und auch bei diesem hat sich erst im Gehen vieles auf wundersame Weise zusammengefügt. Im ersten Jahr Selbständigkeit habe ich das Buch Auf dem Herzensweg geschrieben, für das ich zehn Frauen besucht und ihre eigenen, mutigen Lebenswege porträtiert habe. Wirtschaftlich hätte das (hätte ich einen Businessplan gemacht) damals sicher nicht an erster Stelle gestehen. Und doch war es stimmig. Einfach, weil ich es sich so anfühlte. Eins fügte sich ins andere und das Buch lenkte schließlich meine Arbeit in eine ganz neue Richtung. Dahin, Menschen dabei zu begleiten, ihren ureigenen Weg zu entdecken und zu begleiten.
Erinnere dich: Du musst heute noch nicht alles wissen. Du brauchst keine 200.000 Euro Startkapital, um losgehen zu können. Nichtmals 10.000. Ich bin sicher: Sehnsucht, Freude und Begeisterung bringen uns viel weiter als jeder Businessplan. Weil sie auch dann noch tragen, wenn es mal klemmt. Weil sie uns weitergehenlassen, auch wenn nicht alles so kommt, wie wir es uns ausgedacht haben.
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Mich immer wieder auf den Weg zu machen
Auch das ist so: Eine erste Entscheidung ist wichtig. Sie legt die Richtung für unseren weiteren Weg. Und doch werden wir immer wieder aufgefordert werden, uns erneut für diesen Weg zu entscheiden. Dann, wenn das Geld gerade so reicht, um die Miete zu bezahlen. Wenn drei Kunden Ärger machen und wir keine Ahnung haben, wovon unser nächstes Seminar handeln soll.
Auch bei mir gab es diese Zeiten. Und es gibt sie immer noch. Manchmal dauern sie zehn Minuten. Dann wieder zwei Stunden oder drei Wochen. Manchmal auch zwei Monate. Immer wieder hadere ich in solchen Zeiten. Brauche auch ich die Erinnerung – durch Bücher, andere Menschen: All diese Hindernisse sind Prüfungen. An unsere Begeisterung, unser inneres Ziehen. An die Frage, ob wir es ernst meinen mit unserem Weg. Gehen wir mit ihnen und durch sie hindurch, macht uns dies kraftvoller, selbstbewusster, lebendiger. Fordert uns heraus, unsere Komfortzone wieder und wieder zu verlassen. Zu wachsen und zu staunen über das, was plötzlich möglich ist.
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Auf die Stille vertraut zu haben
Besonders in diesen Zeiten, in denen die Zweifel groß und unser Mut und unsere Zuversicht klein sind, ist es verlockend, auf die Meinungen und Ratschläge der anderen zu hören. Sicherlich, ermutigende Worte, Geschichten von Menschen, die ähnliche Wege gegangen sind, vermögen uns beflügeln weiterzumachen. Wenig hilfreich sind hingegen die, die uns mit der Angst locken – auf den vermeintlich sicheren Weg, in die Bequemlichkeit, in das Leben, das sie gerne für uns hätten.
Ja, auch ich höre immer wieder gerne auf solche Menschen in herausfordernden Zeiten. Zu verlockend wirken die Antworten und Lösungen, die sie für mich parat haben. Genauso oft muss ich jedoch feststellen, dass sie mir gar nicht entsprechen, wenn ich ihnen dann folge. Und umso mehr bringen sie mich dazu, immer öfter auf und in mich zu lauschen und mir zu vertrauen. Die Stille hat mich dabei gelehrt: Es braucht nicht noch ein Seminar. Nicht noch einen Entscheidungsratgeber oder eine weitere Meinung von Freundinnen und Bekannten. Mein bewusstes Hiersein, in Stille, genügt. Besonders leicht bekomme ich Zugang zu dieser Stille, wenn ich mich für einige Zeit ausklinke. Einen Nachmittag mit Rucksack, Verpflegung und Notizbuch durch Wald und Felder ziehe. Mich für ein Wochenende in ein Kloster einquartiere. Oder eine Woche alleine am Meer verbringe. Dann höre ich sie klar und deutlich wieder, die Antworten, die längst schon in mir sind.
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Mir treu geblieben zu sein
Es ist oft so leicht, andere bei ihren mutigen Projekten zu unterstützen. Sie anzufeuern, ihre Erfolge zu feiern, ihnen den Rücken zu stärken. Das Gleiche für mich selbst zu tun, lag mir lange Zeit sehr fern. Zu klein schien der Schritt, den ich gegangen war. Zu austauschbar das Projekt, an dem ich gerade arbeitete.
Und doch: Wie sollten andere mir ihre Unterstützung geben, wenn ich selbst nicht an mich glaubte? Heute wage ich es öfters. Mich zu feiern, auch für den kleinen Schritt. Manchmal sogar für das Scheitern. Mir mitfühlend zu begegnen – und das ist meist besonders schwer. Mich zu bestärken, wenn es schwierig wird und mir auf diese Weise selbst an erster Stelle die Treue zu halten.
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Den (vermeintlich) sicheren Weg verlassen zu haben
Ja, ich hatte nach dem Studium die Option auf einen sicheren Job im Amt. Ja, ich habe mir das in einem Praktikum angeschaut – mit dem Glauben, dort glücklich zu werden. Denn selbständig wollte ich nie sein. Hauptsache ein sicherer Job, hatte ich immer gedacht. Doch dann erlebte ich im Amt, wie Leute ihre Kündigung feierten. Wie Geld, viel Geld, einfach nur hin- und hergeschoben wurde. Wie zig Menschen für etwas arbeiteten, in dem sie keinen Sinn sahen, von Begeisterung ganz zu schweigen.
Damals wurde mir so langsam klar: Das kann nicht das Leben sein. All das Geld und die vermeintliche Sicherheit im Tausch gegen Freude und Begeisterung für das, was ich tue? Niemals.
Sicherlich, heute ist es auch nicht jeden Tag rosig. Nicht immer wache ich mit einem Lächeln auf und gehe mit einem Lächeln ins Bett. Zugleich gibt es da dieses tiefe Wissen – auf dem richtigen Weg zu sein, das zu tun, was ich wirklich tun kann und tun will. Das, wobei ich innerlich spüre: Dafür bin ich hier. Und das ist mehr wert als alles andere.
Wie sieht das in deinem Leben aus?
- Welche Entscheidungen hast du nie bereut?
- Vor welchen Entscheidungen stehst du aktuell?
- Wenn du die Entscheidungen, die du nie bereut hast, mit den Entscheidungen vergleichst, vor denen du aktuell stehst – für was würdest du dich dann jetzt entscheiden?
Erinnere dich: Du musst heute noch nicht wissen, wie es im Detail weitergeht. Jetzt ist vor allem die Entscheidung wichtig. Der erste Schritt. Damit setzt du die Segel. Und von dort aus kann es weitergehen.
Über die Autorin:
Sabrina Gundert begleitet Frauen mit ihren Coachings, Seminaren und Büchern dabei, ihr Leben bewusst zu gestalten, zurück zu finden in ihre Kraft und ein Leben zu leben, das sie tief erfüllt. Denn sie ist überzeugt: Jede von uns trägt etwas in sich, das nur sie auf diese Weise in die Welt bringen kann. www.handgeschrieben.de
Schon lange überlege ich, was mir wirklich Spaß macht, doch eigentlich weiß ich es bereits. Nichts gelingt mir so gut wie das Schreiben, irgendwie komme ich dabei immer wieder in den viel beschworenen Flow. Schon lange will ich einen eigenen Blog beginnen, aber irgendwie denke ich ständig über einen genauen Plan nach. Den schiebe ich lange vor mir her, aber eigentlich bin ich eher ein Mensch der Tat. Ich glaube, ich fange einfach an und mache es neben meinem normalen Job. Mal schauen, was sich ergibt. Danke für den tollen Artikel!
Hallo Dan81, das ist genau der richtige Start! Etwas Sicherheit neben dem Weg in die Selbstständigkeit zahlt sich immer aus beziehungsweise ermöglicht es dir die Freiheit, dich aus zu probieren. Zum Einstieg in einen erfolgreichen Blog Start empfehle ich dir: https://www.ehrlichesonlinemarketing.de/7-tage-start-strategie/
Guten Morgen Dan81!
Ist es nicht so, dass wir oft eine tolle Idee haben, etwas, was wir unbedingt tun wollen, wo wir Begeisterung, Freude, ein Kribbeln in uns spüren – bis wir beginnen, die Sache im Detail zu durchdenken. An all das zu denken, was wir noch tun müssen, um beginnen zu können. Derweil wächst der Berg vor uns immer weiter an, bis wir irgendwann das Gefühl haben, diesen Berg niemals bezwingen zu können und unsere Idee lieber gleich bleiben lassen zu sollen.
In solchen Momenten dürfen wir uns erinnern: Daran, dass es immer etwas gibt, was wir jetzt tun können. Möchte ich aus dem Schreiben etwas machen, einen Blog starten, ein Buch schreiben, je nachdem, so kann ich mich heute hinsetzen und den ersten Artikel, die erste Seite, das erste Kapitel schreiben.
Häufig erscheint uns dieser Schritt unendlich klein – und stellt sich im Nachhinein als der größte und wichtigste (weil: der erste) Schritt überhaupt raus.
Ein gutes Anfangen für dich!
Herzlich,
Sabrina
Hallo liebe Community,
vielen Dank für diesen Artikel, der mich definitiv zum Nachdenken angeregt hat. Vor allem der 5. Punkt gefällt mir gut. Ich habe mich direkt nach meinem Studium selbständig gemacht und auch wenn es hart ist, habe ich den Weg bisher nicht bereut. Bereuen sollte man grundsätzlich sowieso eher wenig. :) Viele sagen Sätze wie: „Da habe ich einen Fehler gemacht“. Und das mit einem unglaublich negativen Beigeschmack. Den braucht es aber garnicht. Wenn wir uns ausreichend reflektieren, helfen uns genau diese Entscheidungen, die wir getroffen haben oder Fehler, die wir gemacht haben, uns weiterzuentwickeln. Genau deshalb noch mal ein großes Dankeschön für diesen Artikel, der mich genau daran erinnert hat.
Ich wünsche noch einen schönen Tag.
Liebe Grüße
Andreas
Lieber Andreas,
danke dir für deine Rückmeldung, deine Ergänzungen und das Teilen von deinem Weg! Ich habe einmal von einer Untersuchung mit Selbständigen, die sich selbständig gemacht hatten und mit ihrem Unternehmen gescheitert waren und mit solchen, die sich hatten selbständig machen wollen, es aber nicht getan hatten. Trotz ihres Scheiterns (und was auch immer Scheitern für uns wirklich bedeuten mag!) waren diejenigen glücklicher, die den Schritt in die Selbständigkeit gewagt hatten und gescheitert waren als die, die es sich gewünscht aber nicht getan hatten.
Auch dies für mich nochmals sehr eindrücklich im Bezug darauf, dass wir am Lebensende mehr die Dinge bedauern, die wir nicht getan haben, obwohl wir es uns gewünscht hätten, als die, die wir einfach gewagt haben, auch wenn ihr Ausgang vielleicht sehr ungewiss war.
Herzlich und alles Gute dir für deinen Weg,
Sabrina
Die richtigen Entscheidungen zu treffen finde ich schwer. Ich kann nie alles wissen was von Bedeutung ist um zu bewerten ob die Entscheidung richtig oder falsch ist. Die wirklich guten Dinge in meinem leben habe ich gar nicht entschieden. Es gab nie eine wirkliche Wahl, weil mein Herz geradezu gebrüllt hat: „Marsch da lang.“ Schwierig wird es für mich dann, wenn es nicht so eindeutig ist und ich meine innere Stimme nicht gut hören kann. Ich fände ein neues Schulfach, VHS-Kurs oder Masterstudiengang mit dem Inhalt „aus dem Bauch heraus entscheiden“ gut.
Ich denke, aus dem Bauch heraus entscheiden, braucht ein gewisses Maß an Selbstwert und Selbstbewusstsein. Kein Schulfach könnte einem beibringen, aus dem Bauch heraus zu entscheiden. Aber die Schule trägt einen großen Teil dazu bei, dass wir uns entwickeln und ein starkes Bewusstsein für uns selbst aufbauen können. Hier hinken allerdings noch viele Lehranstalten hinterher. Leider!
Liebe Eva,
vielleicht geht es gar nicht so sehr um die richtige oder falsche Entscheidung, sondern vor allem darum, uns zu entscheiden. Uns überhaupt bewusst zu entscheiden. Beispielsweise dafür, unserem Herzen zu folgen, wenn es so laut rufst, wie du beschreibst. Und uns in den Zeiten, in denen wir es nicht hören können, Zeit und Raum zu nehmen, uns ihm wieder anzunähren. Um dann auf dieser Grundlage die bestmögliche Entscheidung zu treffen – die nie perfekt sein wird, bei der wir nie alles bedacht haben werden und bei der wir zugleich nach unserem besten Wissen, unserem deutlichsten Gespür, eine bewusste Entscheidung getroffen haben.
Herzlich,
Sabrina
Toller Artikel, vielen Dank