Ein Gastartikel von Bianka Maria Seidl.
„Aufstehen, Straßenbahn, Büro, Essen, Arbeit, Essen, Schlafen, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, immer derselbe Rhythmus – das ist sehr lange ein bequemer Weg. Eines Tages aber steht das Warum da, und mit diesem Überdruss, in den sich Erstaunen mischt, fängt alles an.“ Albert Camus, „Der Mythos von Sisyphos“
Eines Tages vor fünf Jahren stellte sich der Schweizer Swissair-Manager Rolf Dobelli, er war gerade 35 geworden, eine einfache Frage: Was gefällt mir am besten an meinem Job? Er fand keine Antwort. Also änderte er die Frage: Was gefällt mir überhaupt an meinem Job? Worauf er zu dem Schluss kam: Nichts Spezielles. Eigentlich gar nichts. Dobelli setzte sich hin und schrieb zwei Sätze aufs Papier, die ihm gerade in den Sinn kamen und auf Anhieb einleuchtend und richtig erschienen: „Die meisten Menschen sind irgendwie und irgendwo in einen Beruf hineingefallen – wie auf einen dummen Scherz. Und nun finden sie ihn spannend oder nicht.“ Das war das Ende von Rolf Dobellis Angestelltenkarriere. Er kündigte seinen Job als Chef einer Swissair-Tochter und verwirklichte seinen Lebenstraum und stellte dabei das, was ihm schon immer wichtig war in den Mittelpunkt: Bücher. Er gründete das Unternehmen GetAbstract, ein Internet-Unternehmen, das Zusammenfassungen von Wirtschaftsbüchern vertreibt. So weit kann es kommen, wenn wir es uns erlauben essenzielle Fragen zu stellen und uns nicht davor scheuen, ehrliche Antworten darauf zu finden. Was erfüllt uns wirklich, wenn Geld und Status auf Dauer nicht wirklich glücklich machen?
Inspirationen und große Träume braucht der Mensch
Gibt man bei Google die Frage “Was wünschen sich die Deutschen” als Suchbegriff ein, stehen ganz vorne Antworten wie “Der Großteil der Bevölkerung wünscht sich einen sicheren Arbeitsplatz und Gesundheit”, “Die Deutschen wünschen sich ein neues Auto” oder “einen größeren Flachbildschirm”. Das sagt alles. Das Wirtschaftsmagazins brandeins verwies diesbezüglich bereits 2006 in seiner Dezemberausgabe in einem Artikel auf die Gebrüdern Grimm. In deren Märchen wird mit den Wunschlosen abgerechnet, hingegen werden Helden belohnt, die sich anderen gegenüber grosszügig verhalten, mitfühlend sind und in ihren Wünschen nicht nur daran denken, wie sie ihren eigenen Hals vollkriegen. Damit all diese nicht nur fromme Wünsche bleiben, müssen die Helden noch etwas können, das Allerwichtigste: Sie müssen wissen, was sie wollen. So geraten sie nach guten Taten an eine gute Fee. Die ist eine harte Richterin, der sich die Helden stellen müssen. Drei Wünsche, wenn ich bitten darf, und wenn´s geht, ein bisschen dalli! Was sagt man da? Noch ein Haus? Noch ein Auto? Eine Insel? Wäre man Grimms guter Fee mit so etwas gekommen, hätte sie wohl das Lexikon gezückt. Pass mal auf: Ein Wunsch, mein Lieber, ist “ein Begehren, oder Verlangen nach einer großen Sache oder einer Fähigkeit, ein Streben oder zumindest die Hoffnung auf eine Veränderung der Realität oder das Erreichen eines wichtigen Zieles für sich selbst oder für einen anderen”. Alles klar? Also los, noch mal. Wünsch dir was!
Was sollen wir uns also wünschen? Friede, Freude, Eierkuchen oder so? Nein ein wenig genauer muss das schon sein. Was wünschen wir uns tief in unseren Herzen? Wonach sehnen wir uns wirklich und wann raffen wir uns auf und überwinden unsere Bequemlichkeit und Trägheit? Sowohl Leid als auch Visionen sind Treibstoff für menschliche Entwicklung und Entfaltung. Wir haben die freie Wahl. Wenn wir den alten Kreisläufen weiterhin frönen, werden wir weiterhin das bekommen, was wir immer bekommen haben, ohne dass es uns erfüllt. Aus diesem Mangel an Erfüllung heraus schaffen wir neue Mangelwelten. Aus dem Zustand der Erfüllung heraus kreieren wir Fülle, wie es uns die Natur vormacht. Deshalb: Lasst uns zur Besinnung kommen und dem Wahnsinn einer unerfüllten Hetze durch das Leben ein Ende setzten. Wir brauchen große Wünsche und Lebensträume. die uns aufrichten und uns und anderen Inspiration, Kraft und Zuversicht für außerordentliche Taten verleihen. Doch aufgepasst auf den Verstand! Visionen und Lebensträume sind nicht zu verwechseln mit großen, mentalen Zielen, die wiederum nur ein Konstrukt des rationalen Geistes sind und denen es deshalb an magnetischer Anziehungskraft und Inspiration fehlt. Einem Strohfeuer gleich ist deren Wirkung, wohingegen Visionen und Lebensträume einem Leuchtturm gleich Klarheit, Orientierung und Lebensfreude schenken
Leer werden um zu schöpfen
In einer Zeit, in der die individuellen Entfaltungsmöglichkeiten so groß wie nie zuvor sind, können viele die Chancen nicht wahrnehmen, weil alte Programme, alte Verhaltensweisen und Konditionierungen sie in ihrer bisherigen Lebensweise festhalten. Schauen wir uns um bei erfolgreichen Erfindern und Wirtschaftsführern, so stellen wir fest, dass diese sich schon früh von solch begrenzenden Banden befreit und ihr kreatives, schöpferisches Potenzial entfaltet haben. Umfragen unter ihnen haben ergeben, dass sie ihre Visionen zum größten Teil in Phasen größter Entspannung, nicht durch Prozesse intensiven, logischen Nachdenkens und Planens, empfangen haben.
Es geht also darum die Stress-Spirale zu verlassen und in die Entspannung zu finden. Doch genau hier liegt die größte Hürde. Viele Führungskräfte und leitende Angestellte wollen nicht zur Ruhe kommen, weil sie sich dann auf sich selbst einlassen müssten und vor dieser Begegnung haben viele Angst. Gut versteckt hinter Show und Glamour herrscht in der Wirtschaft die Angst überwiegend unter den Männern. Der Grund? Die Rolle des Mannes ist stark im Wandel begriffen. Viele befürchten überflüssig zu sein, oder zu werden. Echtes Vertrauen in sich selbst fehlt. In der Ruhe werden diese “weggesteckten” Dinge spürbar. Doch genau hier liegt die große Chance, die Stressgeplagte aus der Sinnkrise führen kann.
Während der Held in den Märchen auszieht, um sein Glück zu finden, kehrt der Held der neuen Zeit ein und tritt die Reise in seine Mitte an. Bei dieser Selbsterkundung trifft er auf Wegelagerer, Vampire und sonstige Schattengestalten, die seine begrenzenden Glaubenssätze, Muster und Programme darstellen. Sie hocken auf seinen inneren Schatztruhen und verhindern die Entfaltung seines Potenzials. Die unerlösten Angelegenheiten müssen also erkannt und integriert werden. Diesen inneren Weg bin ich vor einigen Jahren gegangen und dabei habe ich das Ufer von der Schattenseite zur Sonnenseite des Lebens gewechselt. Welchen Hindernissen und Herausforderungen, aber auch glückhaften Segnungen ich dabei begegnet bin, das beschreibe ich sehr ausführlich in meinem Buch „Die Zeit ist reif …!“
Erst in einem völlig entspannten Sein, ist es möglich eine Vision zu schöpfen, die weit über das hinausreicht, was sich der begrenzte Verstand ausdenken kann. Hans Jecklin, ein bekannter Schweizer Unternehmer, beschreibt dies in seinem Buch “Wirtschaft wozu?” so: „Aus einer inneren Leere an Vorstellungen, in der Fülle wunschlosen Seins, kann uns eine Vision “zufallen”. Visionen schöpfen aus dem Bewusstsein der Unbegrenztheit, aus unserem Einssein mit allem was ist, aus einer Vollkommenheit, die nicht von uns selbst zu trennen ist.” Im Kern unseres Seins sind wir schöpferisch und weise und wissen um die Verbundenheit mit allem. Die Reise nach innen anzutreten erfordert Mut. Mut, sich selbst in vielen Facetten zu begegnen. Der Lohn des neuen Helden ist Erfüllung bei seinem selbstbestimmten Tun, bei der Verwirklichung seines ureigensten Lebenstraumes.
Sich den neuen Luxus leisten
Im Wissenszeitalter, indem sich Zeit und Raum immer mehr verkürzen und wir mit einem Mausklick am anderen Ende der Welt sein können, besteht der neue Luxus darin, sich Zeit und Raum für das Wesentliche zu nehmen, die Aufmerksamkeit darauf zu richten und es in einem starken Fokus zu halten. Die Zeit ist reif für Visionen, die Kraft und Inspiration freisetzen und zur Entfaltung unseres höchsten Potenzials führen. Leisten wir uns das.
Jetzt nimm dir Zeit und stelle dir diese 13 Fragen über einen Zeitraum von 30 Tagen – jeden Tag. Beantworte diese Fragen schriftlich und notiere alles, was dir dazu einfällt, streiche durch, was dir unstimmig erscheint. Am Ende schreibe in positiver Form (keine Verneinungen, keine Un-Wörter) und in der Gegenwart deine Erkenntnisse und Antworten in Form eines Manifests mit Datum und Unterschrift.
Lese es für weitere 30 Tage jeden Abend vor dem Einschlafen durch und leg es anschließend unter dein Kopfkissen – (nightlearing). Wenn du das durchziehst, dann beweist du dir damit, dass du einen Unterschied machen kannst und hast bereits wichtige Schritte in Richtung Klarheit, Selbstbestimmung und Erfüllung getan.
Hier die 13 Fragen
- Was erfüllt mich wirklich?
- Was habe ich dieser Welt zu geben, das mir große Freude bereitet?
- Wie sieht die höchste Vision von mir selbst aus?
- Wer kann/will ich sein?
- Wie fühlt sich das an? Wie riecht und schmeckt das? Was höre ich andere in dem Moment sagen, wenn ich es erreicht habe?
- Bis wann werde ich es erreicht haben bzw. sein?
- Was hat mich bisher davon abgehalten? – meine 5 stärksten Ausreden
- Wer oder Was hält mich immer noch ab? … und ist das wahr?
- Welchen Preis bin ich bereit zu bezahlen für ein erfülltes Leben?
- Wovon müsste ich Abstand nehmen oder es gänzlich loslassen?
- Was müsste ich in Angriff nehmen?
- Wer sind meine Wegbegleiter, die mich auf dem neuen Weg ermutigen und bestärken, wenn ich mal schwach bin?
- Was kostet es mich, wenn ich nichts verändere und alles beim Alten bleibt?
Trau dich dein eigenes Leben in die Hand zu nehmen und das Drehbuch gemäß deiner wahren Natur zu schreiben und zu verwirklichen. Ich wünsche Dir erhellende Momente und eine erfolgreiche Zeit bei der Beschäftigung mit dir selbst.
Coach, Seminarleiterin, Künstlerin, Autorin von „Die Zeit ist reif für Dich!“. Seit über 20 Jahren Energie- und Ritualarbeit, schamanische Praktiken auch im Coaching und in Seminaren. Einzigartige Seminare an besonderen Orten. Frauenseminar auf Lanzarote, Seminarwoche auf einem Kreuzfahrtschiff, schamanischen Business-Seminar auf einer Segelyacht. Großartige Möglichkeiten sich den Themen Freiheit, Spirit, Selbstbestimmung, Lebenstraum und Vision anzunähern, zu öffnen und sich davon anstecken zu lassen. Weitere Informationen unter www.yoya-bewusstsein.de
Das sind aber mehr als 13 Fragen und ich habe auch mehr als die Hälfte, KEINE antwort.
Ich will frieden, gerechtigkeit und Freiheit in der gesamten WELT… Ich will das Jeder Glücklich ist, HEIL ist und sich dessen bewusst ist was sein höchstens Selbst will.
aber ich weiß es nicht mal selbst, was ich WILL. :(
Danke für Deinen Kommentar. Du zeigst uns damit, wie wichtig es ist sich selbst zu kennen, bzw. dass du dich eben noch nicht genügend kennst – und damit bist du nicht allein.
Willst du das ändern? Dann fang an dir Zeit für die Begegnung mit dir selbst zu nehmen. Vielleicht magst mal auf meine Wbsite http://www.diezeitistreiffuerdich.de schauen. Dort findest du meinen Blog und für dich hilfreiche Anregungen und Impulse. Alles Gute!
Hallo Ben
Du brauchst diesen Kommentar nicht veröffentlichen – aber da sind ein paar Ungereimtheiten in der Einleitung, welche ich nicht nachvollziehen kann. Entweder ist der Beitrag nicht neu und müsste älter als 7 Jahre alt sein, oder er ist neu aber dann sind da ein paar Zahlendreher drin…
Die Swissair – übrigens ebenfalls mein ehemaliger Arbeitgeber – gibt es schon mehr als 12 Jahre nicht mehr. Wir alle – und das waren rund 75’000 Mitarbeiter weltweit – haben damals unseren Job bei Swissair verloren. Wie Du bestimmt bemerkst, es tut noch immer ein ganz bisschen weh ;o)
GetAbstract wurde meines Wissens 1999 gegründet. Und da
Rolf Dobelli Jahrgang 1966 hat, war er 2001 35 Jahre alt; „eines Tages vor 5 Jahren“ schrieben wir bereits das Jahr 2009…
Nichts für ungut, aber das hat mich jetzt wirklich „stutzig“ gemacht und ich wollte es Dich einfach wissen lassen, damit Du entsprechend reagieren kannst, solltest Du darauf angesprochen werden ;o)
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Claudia
Hallo Claudia,
danke für deinen Kommentar und deinen Hinweis.
In der Tat, dein wacher Geist hat die Ungereimtheit in der zeitlichen Abfolge bemerkt. Ich hatte mir diese Information damals kopiert, da ich sie sehr interessant fand. Beim Verfassen diese Artikels habe ich sie eingesetzt, um aufzuzeigen, dass eine Kehrtwendde durchaus auch in höheren Positionen möglich ist. Ich vergaß dabei die zeitliche Anpassung vorzunehmen. Ich denke dennoch, dass das Wesenliche bei den Lesern transportiert wird. Verzeih die Irritiation und danke nochmals für deinen Hinweis. Herzlichst Bianka
Ausgezeichneter Artikel!
Dankeschön!
Danke, Aljoscha für dein Kompliment.
Freut mich, dass dir der Artikel gefällt.
Herzliche Grüße
Bianka