Gesellschaften verändern Generationen und Generationen verändern Welten. Für uns wirkt das Leben unserer Eltern als überstrukturiert und langweilig.
Damals nahm das Leben noch seinen vorbestimmten Lauf. Heirat, Haus, Kinder (in dieser Reihenfolge) und ein sicherer Arbeitsplatz waren die erstrebenswerten Ziele. Diese Entscheidungen wurden bewusst getroffen, sofern überhaupt Entscheidungsmöglichkeiten vorhanden waren.
Die Generation Y – ein Leben im Traumland?
Das Leben der jungen Wilden, der aufstrebenden Generation Y, hat mit den guten, alten Werten der Sicherheit nicht mehr viel gemeinsam. Entscheidungen werden vertagt und vieles passiert einfach ganz alleine als Beigeschmack des Lebens.
Bei jedem Besuch in meinem Elternhaus, bei jedem klassischen Sonntagsessen wird mir diese Veränderung vor Augen geführt und ich komme immer wieder ins Grübeln.
In der heutigen Zeit haben sich die Prioritäten sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld verschoben.
Oftmals habe ich das Gefühl, dass sich die Uhr einfach langsamer dreht. Beziehung, Familie und eigener Besitz laufen von einem nicht davon.
Vierzig ist das neue Dreißig!
Daher ist es nicht notwendig, sich an alten Werten festzuhalten, Entscheidungen zu treffen und einen unnötigen Zeitdruck aufzubauen. Man hat ja nach dieser Hypothese 10 Jahre länger Zeit für das Leben.
Nicht die Familie und das Arbeiten um zu überleben, sondern das Leben für die Arbeit, nimmt bei vielen die Top Eins Platzierung der Prioritäten-Charts ein.
Nicht die Bezahlung, sondern vor allem der Fun- und Wohlfühlfaktor werden heute in der Arbeitswelt großgeschrieben. Doch genau diesen zu finden, ist nicht immer leicht. Arbeit und Leben verschmelzen ineinander und beide werden mit großer Leidenschaft gelebt.
Kontakt zu anderen ist wichtig
Wir lieben „Socializing“, den Kontakt mit anderen Menschen, doch eigentlich sind wir uns selbst am wichtigsten. Unser ganzes Handeln ist auf uns selbst als Zentrum fokussiert. Wie Kinder mit Plastilin modellieren wir an unserem Leben.
Ich bastle an meiner Karriere. Ich bin auf der Suche nach meinem Traumpartner. Ich lebe mein Leben nach meinen individuellen Vorstellungen. Wir sind ständig auf der Suche nach Perfektion und Selbstoptimierung.
Die kompromisslose Marke „ICH“ ist geboren!
Perfektionismus? Ja, bitte!
Die Suche nach dem Perfektionismus macht auch vor der Beziehungsebene nicht halt.
Vor einiger Zeit hat sich ein guter Freund von seiner Freundin getrennt. Sie sei nicht die Richtige und blockiere ihn auf seinem angestrebten Lebensweg. In diesem Fall hat das eigene Ego einen Schatten über die Beziehung geworfen. Die Kraft einer Beziehung wird heute oftmals unterschätzt. Die Ego-Generation von heute ist sich der magischen Macht der Beziehung nicht mehr bewusst.
Kürzlich verfolgte ich ein Gespräch zwischen Mutter und Sohn. Die Mutter meinte: „Es ist gut, dass du wieder Single bist, eine Frau hat doch gar keinen Platz in deinem Leben mit all deiner Arbeit.“ Der Sohn nickte zustimmend und sah dennoch nachdenklich aus. Zu Recht!
Berufswahl oder Berufsqual?
Doch nicht nur im Privatleben, sondern auch im beruflichen Alltag hat die Generation Y mit großen Bindungsängsten zu kämpfen. Es ist mit Sicherheit nicht einfach, nach einer abgeschlossen Ausbildung die richtige Richtung für sich einzuschlagen.
Oftmals löst die Entscheidung unnötigen Druck und Ängste aus. Befindest du dich gerade in dieser Situation? Dann versuch dir über einige Dinge klar zu werden, diese können dir bei deiner Berufswahl helfen:
- Welche Tätigkeiten machen dir Spaß?
- Wo liegen deine echten Interessen?
- Wie kannst du dich motivieren?
- Wofür würdest du freiwillig früh morgens aus dem Bett steigen – mit einem Lächeln im Gesicht?
- In welche Projekte hast du schon einmal viel Energie und Begeisterung gesteckt?
Gerade in der heutigen Arbeitswelt sind der Berufswahl keine Grenzen gesetzt. Es spricht daher nichts dagegen, sich Zeit zu geben und einiges auszuprobieren. Doch ohne Leistung und Eigeninitiative fällt einem nichts in den Schoß. Bei der Berufswahl kann das Spiel auf Zeit ein Schuss nach hinten sein.
Orientierung braucht Zeit
Stell dir vor, du bist gerade dabei, dein Studium zu beenden und hast keinen blassen Schimmer, was du danach machen sollst. Du hast die Entscheidungen über deine Berufslaufbahn immer wieder hinausgeschoben, anstelle gleich von Beginn an einen für dich erstrebenswerten Weg zu verfolgen.
Diese Unentschlossenheit und die Angst vor dem Danach sind oft die Ursache für überlange Studienzeiten. Lieber länger und ausgiebig studieren, als der Realität ins Auge zu blicken ist die Devise.
Wenn du ein kleines Mädchen nach ihrem Berufswunsch fragst, wird es dir mit Sicherheit eine Antwort geben können. „Ich möchte einmal Prinzessin werden!“ Na gut, dieser Wunsch wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erfüllen. Aber dennoch hat sie ihr Ziel vom Leben in der rosaroten Prinzessinnen-Welt vor Augen.
Planlos statt Zielstrebig
Wenn du einem Studenten die gleiche Frage stellst, wirst du meist keine konkrete Antwort hören.
„Ich befinde mich derzeit in einer Orientierungsphase“ oder „Ich starte gerade mit meinem nächsten Praktikum“ zählen zu den Standardantworten.
Auch hier stellt sich die Frage, ob ein Praktikum wirklich aufgrund der Inhalte gemacht wird oder dafür missbraucht wird, um die finale Berufsentscheidung weiter hinauszuschieben. Das Spiel auf Zeit ist dabei die perfekte Entscheidungsvermeidungsstrategie.
Lass dich nicht ablenken!
Entscheidungsverweigerer im Berufsleben sind meist auch im Alltag Entscheidungsmuffel. Wie jede andere Entscheidung kannst du auch die berufliche vor dir herschieben, sie aber nicht verdrängen.
Doch ein wenig Strategie kann dir dabei helfen, deine wahre Berufung zu finden.
- Nimm ein Blatt Papier zur Hand und überleg, welche Themengebiete dich interessieren.
- Schreib diese auf und versuch daraus Berufsbilder abzuleiten.
- Notier Berufswünsche an der obersten Stelle.
- Definiere deine derzeitige Ausgangssituation und schreib sie unten aufs Blatt.
- Starte mit deinem Masterplan und ergänze von unten nach oben die notwendigen Schritte, um dein Ziel zu erreichen.
- Konzentrier dich dabei auf das Wesentliche. Nimm nur jene Punkte auf, die dich auch wirklich weiterbringen und nicht nutzlose „Nice-to-haves“.
Sieh deinen beruflichen Masterplan als Hilfestellung. In erster Linie soll er dich bei der Definition deines Berufszieles unterstützen. Hast du dieses vor Augen und kannst dich damit identifizieren, ist es deine innere Kraft, die dich dazu treibt, es zu erreichen.
Fazit
Das Überangebot an Entscheidungsmöglichkeiten macht das Leben der Generation Y nicht immer zu einem leichten Vorhaben. Von Kindheitsbeinen an haben sie gelernt, sehr gut durch das Leben zu gehen, ohne wichtige Entscheidungen treffen zu müssen.
Wieso sollte ich mich für eine Möglichkeit entscheiden, wenn morgen die Welt schon anders und vielleicht viel besser aussieht?
Wenn es dir auch nicht auf Anhieb gelingt, dich bei manchen Sachen festzulegen, versuch dennoch immer dein Leben nach deinen Vorstellungen – nach deinem eigenen Standard – zu leben. Dann befindest du dich zumindest auf dem Weg in die richtige Richtung, denn egal welche Abzweigung du später wählst, sie führt dich immer in ein Leben nach deinen Vorstellungen und Werten.
Alles Liebe,
Ben