Die Probleme der Anderen

Probleme

Bestimmt haben Sie es auch schon einmal erlebt: Oft fällt es uns leichter, die Probleme anderer Menschen zu lösen und Entscheidungen für sie zu treffen, als für uns selbst. Warum ist das so? Sind unsere Lösungen der Probleme Anderer wirklich besser als ihre eigenen? Und wie können wir dieses weit verbreitete Phänomen für uns nutzen?

Fragen wir Evan Polman von der New York University (New York, NY) und Kyle Emich von der Cornell University (Ithaca, NY), die sich mit diesen Fragen in unterschiedlichen Untersuchungen beschäftigt haben.

Der Gefangene im Turm und was wir von ihm lernen können

In einer ihrer Studien zu diesem Thema baten die Wissenschaftler ihre TeilnehmerInnen, folgende Denkaufgabe zu lösen: Ein Mann wird in einem Turm festgehalten. Der Gefangene hat ein Seil zur Verfügung, das nur halb so lang ist wie der Abstand seiner Zelle zum Boden. Er teilt das Seil in zwei Hälften und kann unverletzt entkommen. Wie gelingt ihm das?

Einer Hälfte der Teilnehmenden wurde zu Beginn gesagt, sie selbst seien die Gefangenen. Die andere Hälfte sollte sich vorstellen, jemand anderer sei in der misslichen Lage. Zwei Drittel der zweiten Gruppe (66%) konnte das Problem korrekt lösen. Aus der ersten Gruppe schaffte es nicht einmal die Hälfte (48%).

Wie würden Sie sich aus der Situation befreien? Und was denken Sie, wie der Gefangene das Problem bewältigt hat?

Es fiel den Teilnehmenden also leichter, eine kreative Lösung für eine andere Person zu finden, als für sich selbst. Ein Erklärungsansatz der Forscher dazu: Der Abstand zum Problem schafft ein weiteres Blickfeld und ermöglicht Ideen jenseits des Tellerrandes eigener Erfahrungen und eigenen Wissens. Aber wie weit lässt sich das Blickfeld durch diesen Trick erweitern? Wie sich herausstellte, bis weit hinaus ins Weltall.

Außerirdische Ideen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat

In einer weiteren Studie der Wissenschaftler ging es um die künstlerische Kreativität – und um Aliens. Polman und Emich baten ihre Probandinnen, Außerirdische zu zeichnen. Eine Gruppe bekam die Information, dass sie danach selbst eine Geschichte über diese fremden Wesen schreiben sollten. Die anderen wurden informiert, dass jemand anderer im Anschluss die Geschichte ihrer Aliens verfassen würde.

Sie können sicher schon erraten, was dann geschah. Die erste Gruppe, die Aliens für die eigene Geschichte entworfen hatte, zeichnete die Außerirdischen recht konservativ. Sie gab ihren Kreationen häufig Eigenschaften, wie sie auch bei Lebewesen auf der Erde zu finden sind: symmetrisch angeordnete Gliedmaßen, zwei Augen, ein Mund etc. Nicht besonders kreativ.

Die zweite Gruppe, die sich die Figuren für jemanden anderen einfallen ließen, gingen viel phantasievoller an die Aufgabe heran. Wieder zeigte sich, dass psychologische Distanz die Kreativität beflügelt.

Wie können Sie diese Erkenntnisse nun für sich nützen und die nötige Distanz „auf Knopfdruck“ herstellen? Ein Hilfsmittel dazu möchte ich Ihnen heute verraten.

Probleme

Die Marsmenschen sind gelandet

In meinem Buch „Brainstorming for One“ habe ich 50 Werkzeuge und Übungen für mehr Kreativität für Sie zusammengetragen. In einem dieser Ideenfindungstools geht es – wie bei den amerikanischen Forschern – um außerirdische Ideen. Wie alle Werkzeuge in meinem Buch können Sie es bequem alleine am Schreibtisch, im Labor oder in der Werkstatt benützen. Unterhaltsamer wird es allerdings vermutlich, wenn Sie sich dafür einen Partner oder eine Partnerin suchen.

Einsatz: als Einstieg in ein Problem oder zur konkreten Ideenfindung
Benötigt: Papier und Stifte
Dauer: 15 bis 30 Minuten

Ablauf:

  1. Stellen Sie sich vor, eine Delegation von Marsmenschen ist soeben vor Ihrer Haustür oder auf dem Parkplatz Ihres Unternehmens gelandet. Sie begrüßen die Besucher und bitten sie herein. Die Außerirdischen verstehen keinerlei irdische Sprachen. Nur mittels einfacher grafischer Symbole können Sie mit ihnen kommunizieren. Die Marsmenschen sind neugierig und wollen wissen, was Sie gerade beschäftigt.
  2. Entwickeln Sie eine kurze Rede aus grafischen Symbolen, um die Marsianer willkommen zu heißen und Ihr Unternehmen oder Ihre Familie vorzustellen. Stellen Sie dabei ein konkretes Problem dar, auf das Sie gerade Antworten suchen.
  3. Die Aliens wollen darüber nachdenken und nehmen Ihr Problem in ihr Raumschiff mit. Wenn Sie zu zweit sind, tauschen Sie nun Ihre Blätter. Versetzen Sie sich in die Rolle der Besucher und überlegen Sie, welche Ideen Sie als Marsmensch auf die gezeichnete Botschaft finden. Skizzieren Sie die Lösung unter der Problembeschreibung in Marsmenschen-Symbolik.
  4. Kehren Sie in Ihre menschliche Form zurück, tauschen Sie – wenn Sie mit einem Partner arbeiten – die Blätter, und analysieren Sie die Antwort. Was könnten die Außerirdischen damit meinen? Welche Ratschläge wollen sie Ihnen geben? Überlegen Sie, was Sie von Ihren Gästen lernen könnten.

Oft hilft es uns, die Perspektive eines Fremden einzunehmen, um Lösungen für unsere Probleme zu finden.

Ein anderer Blickwinkel verschafft uns die nötige Distanz zu Aufgaben, die aus der Nähe zu verworren und kompliziert erscheinen.

Viel Spaß und außerirdische Ideen wünscht Ihnen

Petra Hennrich

 

Über die Autorin:

Probleme der Anderen

Petra Hennrich ist freiberufliche Grafikerin, Coach, Trainerin und Autorin. Als „alter Hase“ in der Kreativbranche, beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit dem Thema Kreativität. Heute vermittelt sie das so gesammelte Wissen in Einzelcoachings und Seminaren.

Dabei hat sie vor allem eines gelernt: In jedem von uns schlummert ein enormes kreatives Potential, das sich durch Übung fördern und entwickeln lässt. Diesem Ziel hat sie sich seit 2010 mit Leib und Seele verschrieben. Im August 2013 erschien Ihr Fachbuch „Brainstorming for One. 50 Werkzeuge und Übungen für Ihre Kreativität.“ (Junfermann Verlag 2013).

Kontakt: Petra Hennrich Creative Coaching
Lindengasse 14/3/5, 1070 Wien

E-Mail: ph@petrahennrich.at
Web: https://petrahennrich.at

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