Smalltalk ist ein polarisierendes Thema: Die einen lieben ihn, die anderen hassen ihn. Doch wie auch immer Du zu Smalltalk stehst, eines steht fest: Er lässt sich meist nur schwer vermeiden – egal ob Du einen entfernten Bekannten auf der Straße triffst oder in der Pause eines Workshops vor dem Kaffeeautomaten auf einen Dir unbekannten Teilnehmer stößt, der ein Gespräch mit Dir beginnen möchte.
Beim Smalltalk geht es – wie der Name schon sagt – um die kleinen Dinge.
Doch was ist mit Smalltalk eigentlich gemeint? Smalltalk ist eine Form, mit jemand anderem Höflichkeiten auszutauschen. Dabei geht es nicht darum, wichtige Themen hitzig zu diskutieren oder tiefgehende und emotionale Gespräche zu führen. Smalltalk sollte ein freundliches Geplänkel sein, das für beide Seiten angenehm ist und keinen der Gesprächspartner in die Bredouille bringt.
Aber warum fällt einigen von uns Smalltalk eigentlich so schwer? Und welche Tipps gibt es, damit Smalltalk für Dich in Zukunft kein rotes Tuch mehr ist? All das erfährst Du in diesem Artikel!
Das Schwierigste am Smalltalk: Man muss spontan reagieren.
Smalltalk unterscheidet sich durch eine Reihe von Punkten von einer „regulären“ Unterhaltung mit einer Freundin oder einem Freund bei einer Tasse Kaffee. Und genau diese Unterschiede sind der Grund dafür, dass der Smalltalk manchen Menschen schwerer fällt, als andere Unterhaltungen.
Der größte Unterschied ist der Überraschungseffekt. Situationen, in denen Smalltalk gefordert ist, sind meist nicht planbar. So ist nicht vorhersehbar, wann es dazu kommt und vor allem, mit wem es dazu kommt. Das führt dazu, dass wir in Smalltalk-Situationen kognitiv stark gefordert sind: Treffen wir, wie bereits angesprochen, auf der Straße auf einen entfernten Bekannten, so benötigen wir zum Beispiel erst einmal einen kurzen Moment, um die Person zu erkennen.
Zudem müssen wir unser Gegenüber einordnen – woher kenne ich die Person, welche gemeinsamen Freunde haben wir, wann habe ich sie das letzte Mal gesehen und über was haben wir damals geredet. Alles Fragen, die unsere Gehirnkapazität beanspruchen. Auch die unklaren Rahmenbedingungen des Gesprächs sind ein Teil des Überraschungseffekts. So stellen sich Fragen wie „Soll ich überhaupt stehen bleiben?“, Wie viel Zeit hat mein Gegenüber für den Smalltalk“ oder ganz praktische Aspekte wie „Behindern wir andere Fußgänger, wenn wir für ein Gespräch auf dem Gehweg stehen bleiben?“.
Smalltalk bedeutet für viele erstmal nur eines: Puren Stress.
Doch auch auf emotionaler Ebene sind wir bei einem unerwarteten Aufeinandertreffen gefordert: So müssen wir in uns hineinhorchen und innerhalb kurzer Zeit unsere eigene Stimmung erfassen: Bin ich gerade gestresst? Ist mir die andere Person sympathisch? Und habe ich überhaupt Lust, mit dieser Person ein Gespräch zu führen?
Du siehst also: Schon bevor der Smalltalk beginnt, sind wir Stress ausgesetzt. Dass es uns dann häufig gar nicht so leicht fällt, ein Gesprächsthema zu finden und uns zusätzlich auf ein Gespräch zu konzentrieren, ist wenig verwunderlich.
Die gute Nachricht ist: Auf Smalltalk kannst Du Dich vorbereiten. So kann man zum Beispiel üben, schnell auf ein passendes Thema zu kommen. Das bedeutet nicht, dass der Stressfaktor wegfällt – aber wenn wir schnell ein passendes Thema finden, haben wir eine Sorge weniger.
Jeder kann Smalltalk-Profi werden.
Doch was kannst Du tun, damit der Smalltalk gelingt? Dazu habe ich die drei wichtigsten Tipps zusammengestellt:
- Das Einstiegsthema des Gespräches ist essentiell für den Smalltalk. Es sollte so allgemein wie möglich gehalten sein, damit jeder etwas damit anfangen und sich an einer Unterhaltung beteiligen kann. Ein Beispiel für ein allgemeines Thema ist der Klassiker unter den Smalltalk-Themen: das Wetter. Klingt langweilig, hat aber jede Menge Vorteile: Jeder kann etwas zum derzeitigen Wetter sagen – man muss nur in den Himmel schauen. Auch eine Meinung zu dem Thema haben die meisten. Und die Gefahr, dass es zu persönlich wird oder eine hitzige Diskussion entsteht ist auch recht gering. Ein ähnlich unverfängliches Thema ist übrigens der kommende Urlaub.Manchmal noch einfacher: Die Wahl eines Themas, zu dem beide Gesprächspartner einen Bezug haben. Triffst Du zum Beispiel einen Arbeitskollegen im Aufzug, so bietet es sich an, über das heutige Menü in der Kantine, die Parkplatzsituation oder die anstehenden Renovierungsarbeiten im Gebäude zu sprechen.
Wichtig dabei: Egal wie blöd ein spontan gewähltes Thema wirkt – es ist nur der Einstieg in den Smalltalk. Denn meist entwickelt eine Unterhaltung schnell eine eigene Dynamik, bei der man sich aneinander herantastet und schließlich gemeinsam ein Thema findet, das für beide interessant ist.
- Das Smalltalk-Thema sollte positiv aufgeladen sein. Krankheiten zum Beispiel sind beim Smalltalk ein Tabu. Denn zum einen besteht die Gefahr, dass Dein Gegenüber eine eigene Krankheitsgeschichte erzählt und die Unterhaltung so – auch für das Gegenüber – ungewollt intim wird. Zum anderen schleicht sich bei diesem Thema schnell eine negative Stimmung ein, die den Smalltalk häufig abrupt enden lässt.Außerdem solltest Du vermeiden, beim Smalltalk schlecht über andere zu reden – dies gilt besonders für den Smalltalk mit Arbeitskollegen. Denn Du weißt nie, wer wie zu wem steht und bringst Dich mit Lästereien schnell in eine schwierige Position.
Ein weiteres Tabu ist Politik. Kein Wunder, schließlich kann es hier schnell zu grundlegenden Diskussionen kommen. Doch auch Sex und Religion sind für den Smalltalk nicht geeignet, da hier zwei sehr intime Bereiche angesprochen werden, über die man meist nur mit vertrauten Personen spricht.
- Achte beim Smalltalk darauf, dass ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Rede- und Zuhörzeit besteht. Denn ein Gespräch, in dem einer nur redet und nicht an der Meinung des anderen interessiert ist wird schnell langweilig. Deshalb wichtig: Frage Dein Gegenüber regelmäßig nach seiner Meinung oder greife Dinge auf, die sie oder er erwähnt hat. Der Vorteil dabei: Beide Personen entwickeln das Gespräch gemeinsam weiter – und schützen sich so außerdem davor, dass das Gespräch eine ungewollte Richtung nimmt.
Abschließend lässt sich also festhalten: Smalltalk ist stressig. Aber Du kannst den Stress reduzieren, indem Du Dir Gedanken darüber machst, welche Smalltalk-Themen zu Dir passen und universal anwendbar sind. Das müssen nicht viele Themen sein – drei oder vier reichen. Wenn Du diese dann im Hinterkopf mit Dir herumträgst, wirst Du in solch einer spontanen Situation meist deutlich souveräner reagieren können.
Doch auch beim Smalltalk ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Daher ganz wichtig: Üben, üben, üben. Dabei muss der Gesprächspartner gar kein Fremder sein – denn es geht hauptsächlich darum, im Reden geübter zu werden. Und das kann man auch mit dem oder der Partner*in, der besten Freundin oder dem Briefträger trainieren. Viel Spaß dabei!
Über den Autor:
Max ist Psychologe mit einem Schwerpunkt in der klinischen Psychologie. Auf seiner Webseite www.hallo-max.de beantwortet er regelmäßig Fragen seiner Leser zu allen bedeutsamen Themen des Lebens – von Freunden und Familie über Partnerschaft und Sexualität bis hin zu Gesundheit und Beruf.