Sex nach eigenem Standard – Wunschvorstellung oder Realität?

Ein Gastartikel von Ute Benecke.

Jetzt mal ganz ehrlich, Hand aufs Herz: Hast du dir wirklich schon einmal ernsthaft Gedanken darüber gemacht, wie „Sex nach eigenem Standard“ für dich aussehen könnte? Wenn ja, Gratulation! Wenn nein, willkommen! Ich behaupte jetzt mal, Sex nach eigenem Standard führt auch fast schon automatisch zu gutem Sex. Möglichkeiten über Möglichkeiten, ein unendliches Spielfeld, eine große Intensität, einfach nur toll … Doch fangen wir vorne an.

In meinen Beratungen (für Frauen) ist die häufigste Antwort auf die Frage: Was willst du, was würde dir gut tun, was brauchst du?

„Keine Ahnung, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.“

Wir denken über alles Mögliche nach, setzen uns Ziele, machen Pläne, trainieren, laufen und üben – nur guter, erfüllender Sex, der soll einfach so vom Himmel fallen.

Fragen zu Sex nach eigenem Standard:

• Was tut mir gut?
• Was habe ich gern?
• Was brauche ich, damit ich mich ganz in eine Begegnung fallen lassen kann?
• Wie befriedigend und erfüllend ist der Sex den ich im Moment habe?
• Was würde ich gerne besser können?
• Was würde ich gerne ändern?
• Was würde ich gerne beibehalten?
• Welche Fantasie würde ich gerne einmal ausleben?
• Was würde ich gerne einmal ausprobieren/austesten?
• Welche Spielfelder, Spielereien würde ich gerne mal testen?

Die Fragen sind einerseits banal, und doch essentiell. Wichtig hierbei ist: Beantworte diese Fragen im ersten Schritt ganz für dich alleine. Unabhängig davon, ob du Single oder in einer Beziehung bist, unabhängig davon, was irgendjemand davon halten wird, unabhängig davon, ob du denkst das ist abartig oder nicht, unabhängig davon, ob du denkst es (du) müsste(st) doch anders sein. Hier geht es nur um dich, um deine Wünsche, um deine Bedürfnisse, um deine Träume.

Du interessiert dich für intensiven erfüllenden Sex, Swingerclubs, Gruppensex, Massage, flotter Dreier, Fetish, Lack, Leder, Nylons, Highheels (egal ob Mann oder Frau), Bondage, erotische Massage, frivoles Ausgehen, Rollenspiele, erotische Events und Partys, Dominanz und Hingabe und vieles mehr.

Du bist deine eigene Norm, du setzt deinen eigenen Maßstab, deinen eigenen Standard (ausgenommen gesetzlich Verbotenes natürlich).

Vielleicht willst du weniger erleben, dafür mehr Nähe, Genuss, Intensität & Intimität in deiner Sexualität oder beides. Das Eine schließt das Andere nicht aus. Auch das ist Sex nach eigenem Standard, aus meiner Sicht sogar die Basis für alles andere.

Der erste Schritt

Viele trauen sich das im ersten Schritt schon gar nicht zu tun, weil sie sagen „ich bin alleine“, „wie soll das gehen“,  „da macht meine Frau/mein Mann sowieso nicht mit“, „wenn ich das sagen würde verurteilt er/sie mich“, „dann liebt er/sie mich nicht mehr“, „das gehört sich nicht“, „was denkt er/sie dann von mir“, usw. Ja, ich kann sie schon hören, all die Einwände die da kommen. Mach es trotzdem. Trau dich. Nimm dir die Zeit. Starte mit einem ersten Schritt. Mach dir erst einmal bewusst was du wirklich willst und brauchst, ohne es zu bewerten und schreibe es auf.

Und dann mach dich an die Umsetzung J Wenn du die Fragen von oben beantwortet hast, hast du dein eigenes Drehbuch bereits geschrieben, du kannst anfangen zu spielen und es immer und jederzeit ändern und anpassen. „Wenn das nur sooo einfach wäre …“,  und schon kommen sie wieder, die ganzen Bedenken, Ängste, Einschränkungen … Das ist normal! Auch sie haben ihre Berechtigung. Doch lass dich davon nicht abhalten.

Steh zu dir, zu deinen Bedürfnissen, zu deinen Wünschen, zu dem was DU wirklich aus tiefstem Herzen willst. Das ist vielleicht nicht immer ganz einfach, doch es lohnt sich auf jeden Fall. Du denkst, „das ist ja alles gut und recht, aber mein(e) Partner/in macht da nicht mit …“. Finde es raus, frag sie/ihn, mach deutlich WIE wichtig dir das ist, redet darüber und hör nicht auf damit. Wenn ihr das tut, kann eine ganz neue Ebene von Nähe und Intimität entstehen. Doch man muss dafür einstehen, und das erfordert oft mehr Mut, als alles so zu belassen wie es ist, oder einfach fremd zu gehen. Vielleicht denkst du auch „ich bin Single, wie soll das gehen?“. Allein nur die Tatsache, dass du aufschreibst, was dir wirklich wichtig ist, was du erleben willst, dass du dein eigenes Drehbuch schreibst, wird einiges bewegen. Such dir Gleichgesinnte, entsprechende Orte, und lass dich überraschen, was sich daraus ergeben kann.

Es ist nie zu spät

Der Vorteil von Sex nach eigenem Standard ist, zu wissen was man will oder nicht. Das bringt Sicherheit, Freude, Genuss und eine große Intensität in Begegnungen. Ich bin viel mehr bei mir, ich kenne meine Grenzen und bin doch offen für Neues, wenn es das ist was ich will. In der Massage hatte ich mal einen Kunden der schon über 70 Jahre alt war. Nach der Massage sagte er mit Tränen in den Augen: „Jetzt bin ich über 70, doch so wurde ich in meinem ganzen Leben noch nicht berührt“.

Es ist nie zu spät, doch wir müssen nicht unbedingt so lange warten. In diesem Sinne wünsche ich dir lustvollen, erfüllenden Sex nach eigenem Standard und bedanke mich ganz herzlich bei Benedikt, für den Mut und die Möglichkeit für diesen Artikel.

Ute Benecke

Mut tut gut!

Über Ute Benecke:

Ute berät und ermutigt Frauen ganz nach dem Motto: „Hab den Sex der dir gut tut und steh dazu!“

Scham, Tabus, Erziehung, Unwissenheit und gesellschaftliche Konventionen halten Frauen oft davon ab, eine erfüllte Sexualität zu leben. Ute Benecke motiviert Frauen zu erforschen was sie in ihrer eigenen Sexualität wollen und brauchen, was ihre Bedürfnisse sind, und dazu auch zu stehen.

Wissenswertes, Provokantes und Praktisches rund um die weibliche Sexualität gibt es in ihrem Blog und Newsletter auf www.utebenecke.de